Mit Konstanze N‘Guessan (JGU Mainz)
Dienstag 5. November, 18:15 − 19:45 Uhr Becherweg 4, Großer Übungsraum (Raum 01-715), 1. Stock
Im Rahmen des Institutskolloquium "Nationalismus, Nationalgeschichte und mediale Repräsentationen " des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien stellt Konstanze N'Guessan am Dienstag, den 05.11. ihre Arbeit zum Thema "Kollektives Gedächtnis, Erinnerungspraktiken und nation building in Côte d’Ivoire" vor:
Die Erinnerung an die Vergangenheit verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: die Gegenwart erklären und die Zukunft vorhersagen. Meine Ethnographie des Erinnerns in der Côte d‘Ivoire verfolgt daher den Gebrauch der Vergangenheit in sukzessiven Gegenwarten (von 1960 bis 2013). Der Unabhängigkeitstag dient dabei als roter Faden um anzuschauen, wie nationale Vergangenheit rekonstruiert und aufgeführt wurde. Wo werden Brüche oder historische Weggabelungen vorgestellt, wo wird Kontinuität hervorgehoben? Wie wird das Verhältnis Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft vorgestellt und aufgeführt? Eine historische Erinnerungsanalyse des Unabhängigkeitstags sowie der Erinnerungslandschaft, in der er stattfindet, erlaubt zu erklären, warum beim Unabhängigkeitsjubiläum 2010 bestimmte Vorstellungen von der Nation, die auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen, alle Rekurs auf die gleichen Erinnerungen, Bilder und mnemotischen Register nehmen. Der Vortrag zeigt, wie sich die Vorstellung von vergehender Zeit im Verlauf der Geschichte des Nationalfeiertags gewandelt hat. Fortschritt/Entwicklung und Nostalgie sind dabei Schlüsselkategorien des „kollektiven Gedächtnisses“ der ivorischen Nation.
Konstanze N’Guessan ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien (IfEAs) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie studierte Ethnolo-gie und Theaterwissenschaft in Mainz. Ihre Magisterarbeit zum Thema „Die Bürokratisie-rung von Kultur. Ein staatliches Kulturzentrum in Nordghana“ wurde mit einem Preis der Sulzmann-Stiftung ausgezeichnet. Von 2004-2013 war sie Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie begann 2009 ihr Promotionsprojekt „Histories of Ivorian Inde-pendence“ im Rahmen der Doktorandengruppe „Erinnerungspolitik und Nationalfeiern in Afrika“ am IfEAs. Seit 2013 arbeitet sie im Projekt „Ethnische und nationale Differenzie-rung in afrikanischen Nationalfeiern“ in der Forschergruppe 1939 „Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung“ an der Johannes Gutenberg-Universität mit. Ihre Forschung konzentriert sich auf Nationalismus und Geschichtsschreibung in Côte d’Ivoire und Ghana.